Zentrum meiner musikalischen Arbeit ist das Komponieren. Ich nenne meine Musik nicht „Neue Musik“ – denn so sehr die „Neue Musik“ sicherlich interessante Türen aufgestoßen hat, hat sich für mich der mit diesem Begriff verbundene Ansatz überlebt.
Meine Art, Musik zu entwickeln, könnte man als „erzählendes Komponieren“ beschreiben. Es geht mir immer darum, in der Logik des jeweiligen Stücks eine Narration, eine Entwicklung zu entfalten. Stilistische Möglichkeiten, Formen, Kompositionstechniken – sie sind für mich kein Selbstzweck, sondern mögliche Dramaturgien musikalischen Ausdrucks.
Auch Vielschichtigkeit ist mir ein wichtiges Ideal. Oftmals scheint mir heute komponierte Musik zu sehr nur auf einen oberflächlichen Reiz origineller, aneinandergereihter Farben und Ausdrucksformen ausgerichtet. Natürlich ist Neuheit und Originalität wichtig, aber sie sollte in die Tiefe wirken und sich nicht nur in Oberflächenreizen erschöpfen. Mir geht es immer auch um die Herstellung eines größeren Kontextes, der unterschiedlichste Formen und Elemente in der musikalischen Erzählung verbindet. Alles, was das menschliche Dasein ausmacht, Gefühle, Gedanken, Aufmerksamkeit, innere oder äußere Bewegung: Zugrunde liegt etwas, was erzählt werden muss, um Gegenwart zu gewinnen. Und eine Erzählung ist immer auch Entfaltung und Entwicklung.
Hintergrundmodelle für musikalische Strukturen ziehe ich unter anderem aus meiner selbst entwickelten „Theorie der Quintschwerkraft„. Daneben bin ich sehr empfänglich auch für außermusikalische Einflüsse, etwa durch Literatur (besonders Lyrik) und besonders auch der Jüdischen Tradition. Ich habe als praktischer Musiker recht vielfältige „Spielwiesen“ bespielt und glaube auch als Komponist davon zu profitieren.
Ich nehme mir die Zeit, um immer wieder neue und individuelle tonsprachliche Ansätze für meine Musik zu entwickeln. Nicht so gern einsam, im stillen Kämmerlein, lieber im Dialog und Austausch mit Interpreten und anderen künstlerischen Partnern. Ein Stück, mit dem ich wirklich zufrieden bin, ist mir wichtiger als 10 Stücke, die für mich nicht 100% ausgegoren sind. Komponieren ist für mich immer ein persönliches Abenteuer, wohin der Weg auch führt.